Im Rahmen der „Coach-Interviews“ kommen eine Vielzahl interessanter, außergewöhnlicher und herausragender Coaches zu Wort, die Einblick in ihre Coaching-Arbeit gewähren.
Dieses Mal hat CoachingTrip Florian Schmid-Höhne interviewt. Florian ist Diplom-Psychologe Stressverhaltenstrainer. Er unterstützt Menschen bei der Vorbeugung bzw. Bewältigung von Stress- und Burnout-Symptomen. Das Besondere dabei: Seine Burnout-Coachings finden am Meer statt und das maritime Umfeld wird gezielt in das Coaching integriert.
Florian schildert nachfolgend, was aus seiner Sicht den Unterschied macht, beleuchtet interessante Aspekte des Burnout-Coachings am Meer und erzählt von besonderen Momenten während seiner Arbeit. So erhalten Sie als Leser einen Einblick in das intensive Coaching am Meer.

Coach Florian Schmid Hoehne
Hallo Florian, seit mehr als 10 Jahren arbeitest Du als Stressverhaltens-Trainer und Burnout-Coach. Eine Frage zum Einstieg: Was hat Dich bewogen, beruflich in die Richtung Burnout-Coaching zu gehen?
Ich habe mich bereits frĂĽh in meinem Studium fĂĽr die Themen Stress und Burnout interessiert, da es sehr vielseitige Bereiche sind, in denen man meines Erachtens viel bewirken kann. Gleichzeitig habe ich damals neben dem Studium Bundesliga-Basketball gespielt, musste also selber lernen, mit Zeit- und Leistungsdruck umzugehen.
Welche Personen lassen sich von Dir coachen und mit welchen Stresssymptomen kommen sie auf Dich zu?
Es sind sehr unterschiedliche Menschen aus den verschiedensten beruflichen Bereichen. Ich habe viele Unternehmer und Selbständige, aber auch Angestellte. Da Burnout ein schwer einzugrenzender Begriff ist, sind auch die Symptome sehr vielseitig: Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, starke Verspannungen, Schwindel, depressive Verstimmungen, sozialer Rückzug, etc. Sie habe alle gemeinsam, dass sie an einem Punkt angelangt sind, wo sie etwas in ihrem Leben verändern wollen und dafür Unterstützung brauchen.
Warum fällt es vielen Menschen Deiner Meinung nach schwer, sich im Alltag von Stresssituationen, Hektik und Zeitdruck zu „befreien“?
Im Alltag ist es oft schwierig, den nötigen Abstand zu erlangen, um in Ruhe seine Situation zu beobachten und die richtigen Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ich vergleiche das mit einer starken Meeresströmung, in die man geraten ist. Statt ruhig und besonnen vorzugehen, schwimmt man instinktiv wie wild gegen die Strömung an und verausgabt sich dadurch immer weiter.
Nun handelt es sich bei Deinen Coachings um kein klassisches Coaching-Format. Stattdessen finden Deine Burnout-Coachings unter anderem an der portugiesischen Algarve statt. Dabei werden die Eigenschaften des Meeres gezielt in Deine Coachings integriert. Was bedeutet das konkret – die Eigenschaften des Meeres für Dein Coaching zu nutzen?
Das Meer und die Küste sind eine Gegenwelt zum Alltag, die einem den nötigen räumlichen und emotionalen Abstand bieten, um in Ruhe die eigene Situation zu reflektieren. Das Meer hat u.a. durch seine Färbung, Weite und das gleichmäßige Rauschen einen entspannenden Effekt auf die Menschen. Gleichzeitig kann es auch als Energiequelle dienen, um einen Anfangsimpuls für einen Neuanfang zu geben. Auch als Ort der Selbstreflexion und Projektionsfläche für die eigenen Gefühle bietet es ein ideales Umfeld für meine Coachings.
Was passiert mit Deinen Klienten am Meer, was in einem „Indoor-Coaching“ nicht abgebildet werden kann und was konntest Du beobachten bzgl. der Fähigkeit sich selbst zu reflektieren oder der Erkenntnisgewinnung?
Bereits beim Erstgespräch, das ich normalerweise mit einem Strandspaziergang verbinde, habe ich das Gefühl, dass sich die Teilnehmer viel besser öffnen können als in einem engen Raum. Zudem sind die meisten Klienten nach ein paar Tagen am Meer wieder deutlich entspannter, können besser schlafen und können sich dadurch auch besser auf das Coaching fokussieren.
Welchen Einfluss hat Deiner Meinung nach das Wetter, Klima und die Landschaft auf die Psyche einer Person?
Diese äußeren Umstände werde nach wie vor unterschätzt. Ich habe immer wieder Teilnehmer im Coaching bei denen neben dem Burnout auch eine Art „Winterdepression“ eine Rolle spielt. Der deutsche Psychologe hat in seinem Werk „Geopsyche“ bereits Anfang des 20. Jahrhunderts diese Faktoren untersucht aber nie sonderlich viel Beachtung gefunden.
Du hast Dich intensiv mit dem neuartigem Forschungsthema „Meereswahrnehmung und-Wirkung“ beschäftigt und hierzu eine Diplomarbeit und ein Buch verfasst. Was war Deine These und zu welchem Fazit bzw. Ergebnis bist Du letztendlich gekommen?
Ich ging davon aus, dass das Meer ein Bedeutungsraum ist, den wir je nach zugeordneter Bedeutung wahrnehmen und auf uns wirken lassen. Das hat sich eindrucksvoll bestätigt, da das Meer so unterschiedliche Wirkungen wie Ruhe und Entspannung aber auch starke Angst und Panik bei uns hervorrufen kann. Dabei spielen neben der Situation Faktoren wie historische Prägung, Kindheitserinnerungen, Persönlichkeit aber auch die Medien und Werbung eine Rolle.
WĂĽrdest Du also sagen, dass die Natur im Allgemeinen gute Rahmenbedingungen fĂĽr ein Coaching schafft?
Es hängt natürlich immer auch vom Klienten ab, aber wenn dieser für die Natur offen ist, dann kann eine natürliche Umgebung das Coaching nach meiner Erfahrung sehr positiv unterstützen.
Ich hatte einmal einen Unternehmer im Coaching, der neben beruflichen Problemen vor Jahren auch einen Sohn verloren hatte. Er hat mir einige Zeit nach dem Coaching eine Mail geschrieben, dass er zum ersten Mal nach dem Schicksalsschlag wieder GlĂĽck empfinden kann und dass dazu auch das Coaching am Meer beigetragen hat. Das hat mich natĂĽrlich sehr berĂĽhrt.
Und hast Du Zugang zu dem, was nach dem Coaching am Meer passiert? Also hast Du Kontakt zu Deinen Klienten gehalten und somit zum Thema Nachhaltigkeit dieser Coaching-Maßnahmen Erfahrung sammeln können?
Zu meinen Coachings gehören immer mindestens zwei Termine zur Nachbetreuung, wenn möglich bei den Teilnehmern vor Ort. Es ist schön, wenn es den Leuten nach den 10 Tagen am Meer besser geht, aber entscheidend ist, wie sie die erarbeiteten Dinge im Alltag umsetzen und wie es ihnen nach mehreren Wochen und Monaten geht. Auch für mich ist das natürlich das schönste Feedback, wenn ich bei einem Nachbetreuungs-Besuch sehe, dass sie einen viel stabileren und glücklicheren Eindruck als zu Beginn des Coachings machen
Woran denkst Du bei den Worten „kurzfristiger Erfolg“ versus „Nachhaltigkeit“?
Kurzfristige Erfolge sind z.B. wichtige Erkenntnisse und Aha-Momente im Laufe eines Coachings. Nachhaltigkeit ist für mich, wenn sich diese Erkenntnisse auch wirklich in einem festsetzen und zu positiven Verhaltensänderungen führen.
Und zu guter Letzt mal was ganz anderes: Was zeichnet Dich als Coach besonders aus, was ist Dein Alleinstellungsmerkmal und was liebst Du an Deinem Job?
Ich höre immer wieder von meinen Teilnehmern, dass ich sehr authentisch bin, in dem was ich mache, dass ich ihnen bei den „Coachings am Meer“ unglaublich intensiv und persönlich zur Seite stehe. Ich liebe an meinem Job, dass ich genauso von der maritimen Umgebung profitieren kann wie meine Teilnehmer, sei es, wenn wir beim Coachen auf einer Klippe mit einem atemberaubenden Blick sitzen oder ich nach Abschluss eines Coachings Surfen gehe. In einer Stadt oder Seminarraumatmosphäre könnte auch ich niemals die Energie und Ruhe aufbringen, um meine Coachings so intensiv und persönlich durchzuführen.