Eines unserer Ziele bei CoachingTrip ist es unseren Lesern und Coaching-Reise Teilnehmern im Rahmen von Interviews einen „Blick hinter die Kulissen“ der von uns ausgewählten Coaches zu gewähren. Wir möchten allen InteressentInnen unsere Coaches, deren Arbeitsweise, ihre intrinsische Motivation und ihre Mission etwas näherbringen.
Wir hoffen, dass das heutige Interview einen weiteren aufschlussreichen Einblick in die dynamische Welt der Coaching-Reisen bietet.
Heute führen wir ein Interview mit Anja Buntz.
Anja Buntz ist Life- und Mentalcoach und folgt ihrer Leidenschaft anderen Mitmenschen zu helfen, sie auf ihrem Weg und der Suche nach einem selbstbestimmten Leben zu unterstützen und dabei immer mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Ihr Arbeitsplatz ist die Natur. Wir haben mit ihr über ihren interessanten Lebensweg, ihre Arbeit als Coach und ihre Wandercoaching-Angebote gesprochen.
Hallo Anja, eine Check-in-Frage zum Aufwärmen: Es ist nicht zu übersehen, dass Du eine Frohnatur bist – Du lächelst und lachst viel, hast eine stets positive Einstellung zum Leben und Spaß an Deiner Arbeit mit Menschen.
Welche Rolle spielt Spaß und Positivität in Deinen Coachings?
Nun, es braucht schon ein Stück weit Positivität, wenn man sich im Rahmen eines Coachings auf den Weg macht. Schließlich erwarte ich als Coachee doch, dass am Ende dieser Reise etwas Positives entsteht. Obwohl der Prozesses nicht immer zwingend positiv verläuft.
Es gibt schon auch dunklere Momente. Was zählt ist die positive Haltung, die sowohl meine Coachees mitbringen als auch ich als Coach einbringe. Das „positive Mindset“ von dem alle reden!
Was den Aspekt „Spaß“ angeht, versuche ich natürlich, dass der Spaßfaktor während der Natur- und Wandercoachings nicht zu kurz kommt.
Dennoch sind es häufig sehr ernsthafte Themen, die bearbeitet werden. Deshalb würde ich eher von Humor sprechen, der im Coaching notwendig ist. Aber auch die Methoden oder die Umsetzungsstrategien sollen natürlich Freude machen und den Coachees Spaß bringen. Deshalb frage ich auch immer mal wieder nach, ob die Dinge, die wir besprechen und machen, motivieren und Spaß machen.
Dein ursprünglicher Karrierepfad hat im IT-Bereich begonnen. Anschließend hast Du ein Bachelor-Studium im Gesundheits- und Sozialmanagement absolviert und einen Master mit dem Schwerpunkt „Supervision, Organisationsberatung und Coaching“ an der Hochschule Kempten drangehangen. Danach folgte eine Ausbildung zum Mentalcoach.
Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Umorientierung?
Dieser Weg begann eher unwissentlich. Ich habe den ersten Studiengang gesehen und gesagt, das will ich machen. Nach dem 2. Semester wusste ich, dass ich den Master auf jeden Fall dranhängen will. Es war an einem Tag einfach klar: Supervision und Coaching, das ist mein Ding. Während des Master-Studiums habe ich dann die Spezialisierung zum Mentalcoach begonnen, weil ich mich in diese Richtung spezialisieren wollte. Es gibt ja so viele verschiedene Richtungen, in die man sich als Coach entwickeln kann. Aber da ich schon immer sehr viel aus meinem natürlichen positiven Mindset gewinnen konnte, wusste ich, dass ich auf diesem Gebiet Expertin bin. Was fehlte war die fundierte Ausbildung.
Welche Rolle spielte Coaching zum Zeitpunkt Deiner akademischen Laufbahn?
Im ersten Studiengang gar nicht. Ich hatte zumindest mal ein privates Coaching bei einem Business Coach. Witzigerweise wusste ich damals überhaupt nicht, was da während des Coachings und auch im Anschluss passiert. Ich habe es einfach nicht verstanden. Diese Erfahrung nutze ich heute übrigens in meinen Coachings. Ich erkläre vor allem den sehr jungen Coachees, was Coaching ist, was im Prozess geschieht und auch wie sie selbst zum Coaching-Ergebnis beitragen können. Ja und beim zweiten Studium ging es ja nur noch ums Coaching.
Jetzt begleitest Du schon seit mehr als 5 Jahren Menschen in Berufs- und Lebensfragen.
Wie würdest Du Deine Arbeit beschreiben?
Als Gottes Geschenk, als Privileg und auch als sehr abwechslungsreiche Arbeit. Ich durfte so viel über das Individuum Mensch kennenlernen. Ich meine, man lebt in seiner Blase und in seinem gewohnten Umfeld. Da ist man an allerhand gewöhnt, auch an die Menschenbilder um einen herum. Durch meine Arbeit als Coach hat sich das extrem gewandelt. Bereits nach meinem zweiten oder dritten Coachee war ich so erstaunt, wie viele unterschiedliche Menschen, Lebensentwürfe und Probleme es tatsächlich gibt. Da löst sich die genannte Blase recht schnell auf.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich empfinde es nicht als Arbeit, sondern als meinen ganz persönlichen Entwicklungsprozess, weil ich so viel lerne, erfahre und entdecke. In den Menschen und in mir selbst.
Was ist Deiner Meinung nach der befriedigendste Teil Deiner Arbeit und umgekehrt gefragt: Was ist die größte Herausforderung?
Das was mich am Coaching zufriedenstellt ist definitiv die Tatsache, dass ich anderen Menschen tatsächlich helfen kann, dass sie es schaffen, ihr Leben zu verändern und nach ihren Wünschen auszurichten. Sobald sie beginnen, ihr selbstbestimmtes Leben zu führen, macht mich das sehr glücklich.
Herausfordernd bei meiner Arbeit ist, dass ich mich nie zu 100 Prozent darauf vorbereiten kann. Es ist jedes Mal aufs Neue ungewiss, was mich erwartet. Klar, ich nehme mir vor dem Coaching Zeit, um mich in den Prozess hineinzudenken und nehme Ideen dazu mit. Aber ob wir das dann an diesem Tag brauchen oder vielleicht etwas ganz anderes ansteht, das ist die Frage. Mich fallen zu lassen und auf meine Expertise zu vertrauen, das ist für mich immer noch eine Herausforderung.
Kannst Du Deine Coaching-Praktiken und die Art von KlientInnen, mit denen Du typischerweise arbeitest, beschreiben? Mit welchen konkreten Anliegen kommen Deine KlientInnen in ein Coaching?
Am Anfang steht eine Unzufriedenheit oder ein Unglücklichsein – mit der Lage oder dem Leben. Irgendetwas läuft nicht so wie gewünscht, etwas im Leben fällt schwer oder bedrückt. Darauf folgen Ratlosigkeit und die Unfähigkeit zu handeln. Meistens stecken hier historisch oder systemisch bedingte Prägungen dahinter. Irgendeine Stimme erlaubt nicht, selbstbestimmt und frei zu denken und handeln. Obwohl sich das meine meist weiblichen und sehr jungen Coachees so sehr wünschen.
Im Coaching gehen wir diesen Blockaden gemeinsam auf den Grund. Wir erkunden, wer und was genau dahinter steckt. Das fördert das Verständnis dafür, dass sie es nicht selbst sind, die unfähig oder „schlecht“ sind. Wir rücken also erst einmal das Selbstbild zurecht. Sobald wir das haben, gehen wir in die Lösungsfindung. Ich lege sehr großen Wert auf die Entwicklung von Handlungsfähigkeit und achte sehr genau darauf, dass meine Coachees im Alltag damit umgehen können.
Der Transfer in die Praxis ist mir das Wichtigste bei meinen Coachings. Nur wenn die Coachees verstehen, was sie umsetzen wollen und sollen, wenn ich als Coach nicht mit dabei bin, kann das Coaching Wirkung zeigen. Das ist der Qualitätsanspruch an mich selbst und meine Arbeit.
Du bietest seit ein paar Jahren Wandercoachings in Südtirol und im Ammergauer Land an.
Welche Idee steckt dahinter?
Die Idee, dass ich meine Leidenschaften miteinander verbinde. Ich bin leidenschaftliche Bergwanderin und nutze daher die himmlische Kulisse, um sowohl den Coachees, als auch mir etwas Gutes zu tun.
Durch die Anstrengung des Wanderns vergisst man die eigene Hemmschwelle. Man redet, genießt die Landschaft, blickt in die Ferne, erreicht den Gipfel, macht eine ausgiebige Rast mit Brotzeit, wandert wieder zurück ins Tal.
Außerdem finde ich, dass das auch die perfekte Metapher für unsere eigene Lebensreise ist. Und nichts anderes ist der Coachingprozess: Höhen and Tiefen, Pausen, schwierigen Passagen, ganz oben stehen, nach unten müssen.
Besser als beim Wandern in den Bergen kann man Entwicklung kaum erleben.
Wie kamst Du auf die Idee Deinen Arbeitsplatz in die Natur zu verlagern und Coachings im Rahmen von Naturwanderungen anzubieten?
Als ich noch im Büro saß, blickte ich viele Male sehnsüchtig nach draußen und habe mir gewünscht, mich genau jetzt in diesem Moment dort draußen frei bewegen und durch die Natur spazieren zu können. Genau das ist jetzt möglich. Ich kann selbstbestimmt arbeiten und entscheiden, wo ich das tun möchte. Ich wäre ja blöd, wenn ich nicht nach draußen gehen würde.
Ich muss noch dazu sagen, dass ich klassischerweise mit einem Coachingraum begonnen habe. Hat aber nicht funktioniert. *lacht*
Menschen, denen die Bewegung draußen in der Natur auch zusagt, die sich vielleicht nach einem stressigen Bürotag lieber an der frischen Luft bewegen wollen, nehmen dieses Angebot nun dankend an.
Wie sieht ein typischer Wandercoaching-Tag für Dich und Deine KlientInnen aus?
Wir stehen früh auf! *lacht* Entweder wir treffen uns zur vereinbarten Uhrzeit direkt am Startpunkt der Wandertour oder wir fahren gemeinsam dorthin. Die Tour selbst können die Coachees aussuchen. In der Regel sende ich ihnen zwei bis drei Routen zur Auswahl zu. Sie entscheiden dann, welche ihnen zusagt.
Dann steigen wir gemächlich ein, sowohl in die Tour als auch ins Coaching. Und alles andere ergibt sich auf dem Weg. Ich baue dann Interventionen auf dem Weg ein oder nutze auch die Umgebung bzw. die Kulisse, um zu coachen.
Natürlich machen wir auch ausgiebig Rast. Schließlich wollen wir den Ausblick auch genießen. Meistens haben wir selbst eine Brotzeit mit dabei. Liegt eine Hütte auf dem Weg, kehren wir gerne auch mal dort ein. Aber wir suchen auch mal die Abgeschiedenheit, damit wir Ruhe und Entspannung tanken können.
Wenn es dann wieder bergab und Richtung Parkplatz geht, kann es sein, dass nochmal Themen aufpoppen. Schließlich haben wir an diesem Tag sehr viel Zeit. Das sind dann häufig sensiblere Themen. Weil sich der Coachee im Verlauf des Tages nach und nach öffnet, fällt es oft später am Tag leichter, über unangenehme Dinge zu reden.
Am Ende sind wir dann sehr geschafft. Weil wir mental und physisch hart gearbeitet haben. Aber genau das loben die Coachees als Qualität des Wandercoachings. Es wirkt sehr befreiend.